Es dauert zu lang

Der Umbau der Infrastruktur zur fahrradfreundlichen Umwelt hat zahlreiche ordnungsrechtliche Hürden zu nehmen. Dadurch dauert es überall sehr lange. Am Ende geht es um den politischen Willen, bei manchen Kommunen klappt es ja auch.

Heute schlug ich die Zeitung auf und las einen Artikel über die Entschärfung einer Verbindungsstraße in unserer Stadt. Es ging um die Problematik, dass auf dieser Straße in der Vergangenheit ein tödlicher und mehrere Unfälle mit schweren Verletzungen auf Seiten Radfahrender verursacht haben.

Der Autor des Zeitungsartikels stellte die Handelnden so hin, als sei das einzige zu lösende Problem dasjenige, dass man einerseits die Sicherheit der Radfahrenden erhöhen, andererseits aber die Straßenbahn, die in der Mitte der Fahrbahn fährt, nicht durch den Autoverkehr auszubremsen. Die Abtrennung von Radfahrstreifen führe nämlich dazu, dass die Autofahrenden in die Mitte der Fahrbahn in die Spur des ÖPNV gerieten und dadurch die Gefahr bestünde, dass Straßenbahnen in ihrem Durchkommen behindert würden.

Der Platz ist begrenzt, soviel ist klar. ÖPNV benötigt Attraktivität, damit er seine Fahrgäste nicht verliert. Aber wäre es ggf. akzeptabel, wenn er Fahrgäste zugunsten des Radverkehrs verlöre? Man könnte auch die Fahrbahn im Ganzen verbreitern, Platz wäre in diesem Fall der konkreten Straße vorhanden. Man könnte auch die Perspektive einnehmen, dass das Teilen der Fahrbahn zwischen ÖPNV und Autoverkehr akzeptabel wäre. Ist sogar denkbar, dass Autofahrende so sensibilisiert wären, dass sie bei Engpässen zwischen ÖPNV und Radverkehr hinter der Straßenbahn bleiben. Alles mögliche Varianten eines Problems.

Fakt ist, statistisch gesehen, klappt es nicht von allein. Autofahrende quetschen sich zwischen Straßenbahn und Radfahrenden vorbei, im Versuch, die Straßenbahn rechts noch vor der nächsten Haltestelle zu überholen. Das bedeutet, es braucht Radwege mit durchgezogenen Linien, damit diese Zonen für Radfahrende geschützt sind und akzeptiert werden. Die gemeinsame Nutzung des verbliebenen Platzes zwischen Straßenbahn und Autos ist hier akzeptabel. Es ist richtig und zukunftsweisend, es zugunsten des Radverkehrs zu entscheiden. Sicher wäre eine Verbreiterung der gesamten Straße noch schöner, aber unter den gegeben Bedingungen, ist die Auszeichung expliziter Radwege und damit die gemeinsame Nutzung von STRAB und Autos den Rest der Fahrbahn, die richtige Lösung.