In Dresden macht man es sich gern einfach. Eine Baustelle kommt selten allein. Wenn man sich entscheidet, loszulegen, dann gern möglichst unabgestimmt und an möglichst vielen neuralgischen Stellen gleichzeitig. Dafür dauern die Baustellen dann auch möglichst lange, damit alle was davon haben.
Meiner Einleitung ist eine gewisse Gereiztheit anzumerken, denke ich, wenn ich sie jetzt noch einmal lese. Egal, es passt zur Gesamtstimmung. Nicht genug damit, dass sich das Gefühl einschleicht, die Bauaufsichtsbehörde bleibt bei wesentlichen Verkehrsprojekten am liebsten am Schreibtisch und beobachtet das Geschehen möglichst ungestört aus der Ferne. Wäre dies nicht so, würde jedem fachkundigen Zeitgenossen auffallen, dass hier irgendwie nicht bis zu Ende gedacht wurde. Fußgehende, Radfahrende, all das kommt in der Realität in den Baustellen nämlich nicht vor. Busse, Bahnen haben eine entsprechende Lobby in Dresden, die DVB sorgt für sich und ihr Geschäftsmodell.
Bestes Beispiel ist die aktuelle (September 2021) Baustelle der Bautzner Straße auf Höhe Saloppe/altes Wasserwerk. Weil bei Regen immer die Straße voll Wasser steht, musste endlich etwas unternommen werden. Auch die Verbreiterung der Straßenbahnschienen, deren Fertigstellung sich inzwischen ein Jahr hinzieht, will endlich fertiggestellt werden. So wechselt wöchentlich die Verkehrsführung, morgens stehen alle Autos schön im Stau und quälen sich den Berg runter hinein in die Stadt. Weil Autofahrende die Angewohnheit haben, immer nur das direkte Auto vor sich zu beobachten, dauert ein Anfahrvorgang einer solchen Schlange, wenn die Ampel auf grün umschaltet, entsprechend langsam. Man muss an diese Szene in Zoomania denken, Sie wissen schon, die mit den Faultieren…
In die Tradition der miserabel ausgeführten Baustellenführungen reihen sich viele weitere Baustellen in der Stadt ein, so zum Beispiel die aktuelle Baustelle Fritz-Reuter-Straße/Großenhainer Straße mit ihrer unsäglichen Umleitung durch die Gehestraße…
Als Radfahrender muss man in all dem dann zusehen, wo man bleibt. Rechts an den Autos vorbei geht es nicht, die Dresdner wählen nicht nur, sondern fahren auch ganz gern sehr weit rechts, so dass man wohl oder übel hier auf den Fußweg ausweicht, eine Unart, die sich übrigens aufgrund der mangelhaften Infrastruktur in der ganzen Stadt großer Beliebtheit erfreut. Gegenverkehr auf dem Radweg, Fahrräder mit Anhängern vor einem, Fußgänger, das alles macht diese Mischung dann richtig schön gefährlich, so dass man jeden morgen froh und glücklich im Büro ankommt, diesen morgen ist nichts Schlimmeres passiert.
Ich frage mich, wann erhalten die umweltfreundlichen Verkehrsmittel in Dresden endlich die erforderliche Lobby um die Wende einzuleiten, die so lange angekündigt wird? Wann sehen auch FDP und CDU ein, dass die Blickrichtung, die unsere Stadt braucht, eine unideologische ist und blockiert nicht mehr wesentliche verkehrliche Veränderungen und richtige Weichenstellungen für die Zukunft?